Bezirksapostel Krause:
„Man lernt vieles Neue kennen“

In der Zeitschrift „Unsere Familie“ ist in der Ausgabe vom 5. November 2016 folgendes Interview mit Bezirksapostel Rüdiger Krause erschienen. Anlass für das Gespräch war die Fusion der Bereiche Mitteldeutschland und Norddeutschland zum neuen Bereich Nord- und Ostdeutschland. Bezirksapostel Krause gibt Auskunft über seine ersten Eindrücke, Reisen und Überlegungen für die Zukunft.

Sie haben in Deutschland flächenmäßig den größten Bezirk. Betreuen Sie auch außereuropäische Gebiete?
Nein. Indien, das zu einem Teil von Mitteldeutschland betreut wurde, gehört jetzt zum Bereich von Bezirksapostel Woll, der Sudan wurde zur Betreuung Ostafrika zugewiesen, Weißrussland wird von Berlin betreut.

Sprechen Sie außer Englisch weitere Fremdsprachen?
Nein. Ich habe zwar als Jugendlicher Schwedisch gelernt und verstehe die Sprache ein bisschen, aber ich würde mir niemals zutrauen, eine Unterhaltung, geschweige denn ein Seelsorgegespräch in Schwedisch zu führen.

Haben Sie dann immer einen Übersetzer dabei?
In der Regel ja, wobei viele Skandinavier auch Deutsch verstehen. Meist begleitet mich (…) ein Amtsträger, dann klappt die Verständigung schon.

Wie reisen Sie, wenn Sie längere Strecken zurückzulegen haben? 
Ich fahre neuerdings viel mit der Bahn. Auf längeren Strecken ist das entspannend. Es macht auch Sinn, denn wenn ich zum Beispiel in den südlich von Magdeburg gelegenen Bereich fahre, dann übernachte ich dort nach dem Gottesdienst und fahre am anderen Tag wieder nach Hause. Problematisch wird es, wenn ich sonntags zwei Gottesdienste halte und noch weiterfahren möchte. Dann fahre ich schon mal mit dem Auto. (…)

Kann man in einem so großen Arbeitsbereich noch ein persönliches Verhältnis zu den Glaubensgeschwistern aufbauen?
Das wird natürlich schwierig, abgesehen von den Aposteln, Bischöfen, Bezirksämtern, zu denen man als Bezirksapostel ein persönliches Verhältnis aufbauen kann. (…) Aber man hat schon die Möglichkeit, sich an die Glaubensgeschwister zu wenden. Ich werde wahrscheinlich jährlich einen Zentralgottesdienst halten und ich werde Gottesdienste auf Bezirksebene halten. Klar ist, dass die Seelsorge überwiegend bei den Amtsträgern vor Ort liegt. (…)

Wie viele Glaubensgeschwister umfasst Ihr neuer Arbeitsbereich?
Rund 90.000 – die werde ich nicht alle persönlich kennenlernen. Aber man kann mich anrufen, wenn es wirklich ein Problem gibt, das man zwingend mit mir besprechen möchte. Da bin ich offen und auch ansprechbereit und wende mich den Glaubensgeschwistern zu. Das ist meine Aufgabe.

Sind Sie mit den neuen Glaubensgeschwistern inzwischen schon ein bisschen „warm“ geworden? Oder geht die Phase des Kennenlernens über einen längeren Zeitraum?
Sie haben es mir wirklich sehr leicht gemacht, (…) ich spürte von Anfang an, dass man mich angenommen hat. Es ist natürlich noch vieles fremd für mich, zum Beispiel wenn man in eine Gemeinde schaut und niemanden kennt, alle zum ersten Mal sieht. (…) Aber Mitteldeutschland ist ein sehr warmherziger Bereich. Ich habe mich von Anfang an sehr wohlgefühlt und hatte nicht das Gefühl, in keiner Gemeinde, dass da irgendwie eine Distanz zu spüren wäre. Da war relativ schnell im Gottesdienst Nähe spürbar. Ich sehe das so, dass der Gott durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes uns als Gemeinde zusammenfügt, und habe das immer als äußerst wohltuend empfunden.

Welche Vorteile hat so ein großer Bezirk?
(…) Dass etwas Neues entsteht. Es geht nicht darum, die norddeutschen Gepflogenheiten in Mitteldeutschland zu implementieren. Sondern dass man gemeinsam mit den verantwortlichen Amtsträgern überlegt, was man aus dem Vorhandenen machen und wie man es noch optimieren kann ‒ in der Musik, in der Aus- und Fortbildung der Amtsträger, bei den Lehrkräften und so weiter. Man lernt vieles Neue kennen, das ist ein großer Vorteil. Gewiss sind die Lehre und der Gottesdienstablauf überall gleich, aber es gibt manches, was zum Nachdenken anregt. 

Wie gehen die norddeutschen Glaubensgeschwister mit der neuen Situation um? Gibt es Klagen, dass der Bezirksapostel für sie jetzt weniger Zeit hat?
Das weiß ich nicht. Aber ich höre immer wieder, dass sie mich unterstützen und mir sagen, wir denken an Sie, dass Sie das alles schaffen und dass Sie den Engelschutz haben und dass Sie gut angenommen werden. Das ist sehr wohltuend.

Werden Sie in Zukunft mehr Gottesdienste mit Übertragung halten?
Ich werde mich noch mit den Aposteln und Bischöfen besprechen, ob ich regelmäßig jährlich einen Zentral-Gottesdienst halte. Im Jahr 2017 werde ich das machen, gleich zu Beginn des Jahres, am 15. Januar. Ob das dann 2018 wiederholt wird, ist noch offen. (…) Wichtig ist für mich, dass die Übertragung des Stammapostel-Gottesdienstes an Wert behält.

Haben Sie noch Zeit für die Arbeit in Projektgruppen?
Ich bin in keiner Projektgruppe mehr, aber in der Koordinationsgruppe des Stammapostels. Sie koordiniert die einzelnen Projektgruppen und beschäftigt sich mit deren Ergebnissen: Gibt es zum Beispiel Schnittstellen zu anderen Projektgruppen? Entsprechen die Ergebnisse dem aktuellen Stand der Lehre? Können sie weltweit implementiert werden oder sind sie vielleicht nur punktuell oder regional anwendbar? Das ist eine spannende Aufgabe, bei der man das gesamte kirchliche Leben kennenlernt.

Wie entwickelt sich das Projekt Ökumene? Können Sie dazu aus Ihrem Bereich etwas sagen?
Apostel Steinbrenner, der in meinem bisherigen Bereich für die ökumenischen Kontakte zuständig war,  konnte, genau wie Apostel Wosnitzka, der Mitglied der AG Kontakte zu Kirchen und Religionen ist und in Zukunft gemeinsam mit ihm die ökumenische Arbeit betreuen wird, schon ein breites Netz aufbauen. Von Seiten der ACK Mecklenburg-Vorpommern hat man uns das Angebot gemacht, dort Gastmitglied zu werden. Wir haben dieses Angebot in Absprache mit dem Stammapostel sehr gern angenommen und sind jetzt in diesem Landesverband als Gastmitglied registriert und engagieren uns. (…)

Wie viele Gemeinden gibt es in Mecklenburg-Vorpommern?
In Mecklenburg haben wir 40 Gemeinden.

Ist die Versorgung durch Amtsträger noch überall gewährleistet?
Das versuchen wir natürlich, und bislang gelingt uns das. Für die Zukunft müssen wir uns Gedanken machen, ob wir Partnerbezirke bilden, die füreinander sorgen. Das sind aber alles noch vorläufige Überlegungen. Wir haben zum Beispiel einen Bezirk mit nur 22 Amtsträgern.

Für den gesamten Bezirk?
Ja. Da müssen wir sehen, auf welche Weise wir in Zukunft die Gottesdienste und die Seelsorge sicherstellen. (…) Ich kann mir vorstellen, dass es etliche Amtsbrüder gibt, die gerne bereit wären, über einen gewissen Zeitraum eine Gemeinde zu unterstützen. Wenn ich an die Mission in Skandinavien und in Russland denke, da haben viele mitgemacht und unterstützt. Und jetzt geht es um Unterstützung innerhalb des deutschsprachigen Bereichs. Da ist mir nicht bange, dass wir das nicht leisten könnten. (..) Ich habe in den Gemeinden und in den Bezirken eine ganze Menge Glaubensbrüder und auch -schwestern, die ich zu den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zählen darf, die eine großartige Arbeit machen, sodass jeder (…) versorgt wird mit dem Evangelium, mit der frohen Botschaft.

Noch eine Frage zur Struktur Ihres Bereichs:  Bleiben die Gebietskirchen rechtlich selbstständig?
Nein, wir sind gerade dabei, eine neue Gebietskörperschaft zu gründen, die dann „Nord- und Ostdeutschland“ heißt und ihren Sitz in Hamburg hat, weil hier die Hauptverwaltung ist. (…)

In einem Interview haben Sie gesagt, Sie liebten Veränderungen
Ja, das stimmt. (…) Veränderung heißt, dass man dranbleibt an der Entwicklung, an den Gemeinden, an den Erfordernissen der Zeit und die Möglichkeiten erkennt, die sich heute für uns alle eröffnen. Wir können heute Gemeinde vielleicht ein wenig anders gestalten. Mir wäre es sehr lieb, wenn sich möglichst viele Glaubensgeschwister einbringen und ihre guten, auf der Grundlage unserer Lehre stehenden Gedanken in das Gemeindeleben einbringen würden.
 

Text entnommen aus: "Unsere Familie - die Zeitschrift der Neuapostolischen Kirche", Ausgabe Nr. 21/2016, S. 32 - 36 © Verlag Friedrich Bischoff GmbH, Neu-Isenburg (Interview vom 20. September 2016, geführt von Andrea Schnizer)